Rundreise Verona, Venedig, Gardasee und Lago Maggiore April 2016


Nachdem aus verschiedenen Gründen die geplante Rundfahrt in die Niederlande im Oktober letzten Jahres nicht durchgeführt werden konnte, hatten wir uns entschlossen dies im Frühjahr nachzuholen. Das anhaltend schlechte Wetter hat uns da aber einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht. Es war für den gesamten April nur mieses Regenwetter für unser Reiseziel voraus gesagt worden. Also hat Birgit wie immer eine geniale Idee gehabt. Ohne große Planung sind wir nach Italien aufgebrochen. Lediglich ein paar Stellen zur Zwischenübernachtung und ein erster Stellplatz in Verona und Venedig wurden vorab ausgewählt. Alles andere sollte spontan vor Ort beschlossen werden. Eigentlich nicht mein Ding, aber diesmal habe ich mich darauf eingelassen – und ich muß zugeben, ich bin auch mit dieser Art zu reisen, sehr gut zurechtgekommen. Das soll aber nicht heißen, daß es in Zukunft immer so sein wird. Größere Reisen, wie die Fahrt zum Nordkapp werde ich immer noch im Voraus planen. Diese Fahrt wird auch die erste seit sehr langer Zeit ohne unseren Hund Luco sein, von dem wir ja leider nach fast 16 Jahren Anfang Oktober letzten Jahres Abschied nehmen mußten. Mal sehen wie es wird.

Sonntag, 10.04.16 (sonnig und warm)

Los ging’s morgens schon um 05:30 Uhr. Wir hatten ja Venedig als unser erstes Reiseziel ausgewählt und wollten an diesem Sonntag soweit wie möglich in Italien fahren, um am Montag in aller Ruhe auf dem Stellplatz vor Venedig anzukommen. Wie immer sind wir ab Saarbrücken über die A35 bis Saverne gefahren. Dort kann man in Richtung Molsheim über sehr gute Landstraßen fahren um die Staus in Strasbourg zu umgehen. Nach Molsheim, das wie immer umfahren wurde, ging‘s wieder auf die A35 in Richtung Basel. Wir sind irgendwo hinter Molsheim von der A35 abgefahren und haben uns zum Frühstücken auf den großen Parkplatz eines Möbelhauses gestellt. Beim Grenzübergang in Basel später hat der Zöllner sich nur für das korrekte Eintragen des Datums in das Formblatt der Schwerverkehrsabgabe interessiert. Pässe wollte keiner sehen. Es war Sonntag, so gut wie kein Betrieb und die A2 in Richtung Gotthard Tunnel schnell erreicht. Anfangs hatte ich ja mal kurz Bedenken, daß die 130 PS unseres Wohnmobils in den Alpen schlapp machen könnten. Aber trotz 4,25 t zGG schnurrt der Fiat Diesel problemlos die Berge rauf und runter, meistens im 6. Gang und bei einem Verbrauch von ca. 11 Litern Diesel, vollgepackt und bei fast konstanten 100 km/h. Mit Frischwasser haben wir uns auf der A2 hier kostenlos versorgt. Abwasser und Chemietoiletten entsorgen ist auch kostenlos möglich. Zum Wassertanken sollte man einen 21 mm (G 1/2″) Hahnverbinder dabei haben, um den eigenen Schlauch anschließen zu können. Es ist auch mal was kostenlos in der Schweiz. Weiter ging’s über Chiasso in Richtung Milano. Lediglich am Grenzübergang nach Italien mußten wir ein wenig warten, weil nur eine Spur verfügbar war und diese durch Pylonen in 2 Kurven über die Grenze führte. Der Zöllner hat sich auch hier nicht für uns interessiert und freundlicherweise die Hindernisse etwas beiseite geräumt, um uns ein problemloses Durchfahren der engen Gasse zu ermöglichen. An der ersten Mautstelle vor Milano dann mal eine gute Nachricht. Auch ein großes und schweres Wohnmobil mit nur 2 Achsen wird wie der kleinste Fiat behandelt und zahlt den Pkw Tarif. Sehr nett die Italiener. Da wir auch hier trotz zunehmendem Verkehr sehr gut vorwärts kamen, war es noch viel zu früh für die Zwischenübernachtung. Zwischen Milano und Brescia haben wir uns dann spontan entschlossen die Planung abzuändern. Verona sollte zuerst angefahren werden. In Verona gibt es mehrere Stellplätze. Mitten in der Stadt oder sogenannte Agricampingplätze. Wir haben uns für Letzteres entschieden und ich muß sagen – eine gute Entscheidung.

Wir haben den Agricamping Corte Finiletto sehr gut über die A4 – A22 Ausfahrt Verona Nord gegen 16:30 Uhr und 749 km erreicht.

Agricamping Verona Es handelt sich hier um einen kleinen Agrarbetrieb mit ca. 20 Stellplätzen (alle mit Strom und eben), sehr gutem Sanitärgebäude, freiem WLAN (das auch sehr gut funktioniert) und sehr netten Betreibern, die kein Wort Deutsch, dafür aber ein wenig Englisch sprechen. Wenn man im Besitz einer ACSI, CKE oder ADAC Campingkarte ist, sollte man dies direkt beim Einchecken angeben. Es gibt 10  % Rabatt. Die Nacht kostet dann inklusive Strom, Wasser, WLAN und Kurtaxe 20,80€. Duschmünzen gibt es gratis und die Anlage ist behindertengerecht angelegt. Leider kann man die Wassertemperatur der Duschen nicht regulieren. Aber heißes Wasser ist immer verfügbar. Die Stromversorgung ist völlig problemlos, da an jedem Platz eine Säule vorhanden ist. Die Entsorgung ist mit einem etwas längeren Wohnmobil nicht so einfach, da vor und nach der Ablaufrinne nur ca. 3 m Platz ist. Chemietoilettenentsorgung und Wasserversorgung ohne Probleme. Brötchenservice wird auch angeboten.

Ich habe mich längere Zeit mit der Frau des Betreibers unterhalten und sie fand es nur schade, daß keinerlei Restaurants in unmittelbarer Nähe vorhanden seien und der letzte Bus aus Verona schon gegen 19:30 Uhr ankommt. Viele Besucher bemängelten auch die Hauptstraße, die direkt am Platz vorbei führt. Uns hat das aber nicht gestört, da wir sowieso den ganzen Tag unterwegs in Verona waren und abends der Verkehr nicht mehr so dicht war. Also mehr ein Platz für Selbstversorger mit eigener Kochmöglichkeit, die Verona erkunden möchten. Es war trotzdem ein junges deutsches Paar mit Fahrrad und Zelt auf dem Platz.

Montag, 11.04.16 (sehr sonnig und warm)

Auf dem Platz kann man sich Bustickets für den Bus Nr. 33 nach Verona kaufen. Die Tickets kosten regulär 1,30€, werden an der Rezeption für 1,50€ verkauft und sind nach dem Entwerten im Bus 90 Minuten gültig. Im Bus kann man keine Tickets kaufen, man sollte aber trotzdem eins haben, da regelmäßig kontrolliert wird. Die Haltestelle in Richtung Verona befindet sich ca. 50 m nach dem Ausgang des Platzes nach links. Uns wurde geraten bis zur Haltestelle Castelvecchio zu fahren und von dort die Erkundung der Stadt zu beginnen. Die Fahrt dauert normalerweise ca. 15 Minuten, aber leider nicht an einem Montagmorgen. Aufpassen sollte man nur auf der Rückfahrt. Der Bus # 33 muß als Ziel „Basson“ auf dem Display außen haben. Das ist dann die richtige Richtung. Bei der Rückfahrt ist die Streckenführung etwas anders und man muß an der Endhaltestelle Basson sitzen bleiben (der Fahrer macht hier eine kleine Pause) und dann rechtzeitig vor dem Agricamping den Halteknopf drücken. Man kann dem Fahrer auch sagen, daß man am Agricamping Corte Finiletto aussteigen möchte. Unser Fahrer kannte den aber nicht. Wir haben dann immer gedrückt, wenn die Haltestelle beim Autohändler Girelli passiert war oder spätestens das mexikanische Restaurant Barriga’s auf der linken Seite zu sehen war. Den aktuellen Fahrplan gibt es an der Rezeption. Auch das Infomaterial, sowie der Stadtplan von Verona waren sehr hilfreich. Verona ist eine hinreißende kleine Stadt mit allem was man braucht in unmittelbarer Nähe. Mein Besuch in Verona im Rahmen eines Meetings in 2001 wurde damals leider jäh durch die Geschehnisse am 11. September unterbrochen. Dieses Mal war es anders. Ich werde hier nur einige der von uns besuchten und besichtigten Sehenswürdigkeiten nennen und nicht auf den geschichtlichen Hintergrund eingehen. Hauptsächlich die, von denen wir glauben, daß sie erwähnenswert sind. Morgens vor Beginn des Besichtigungsmarathons sollte man einen Abstecher zum Caffé Borsari in der Altstadt machen und sich dort an der Theke einen wirklich vorzüglichen Cappuccino mit einem mit Schokocreme gefüllten Cornetto gönnen. Und das Ganze für unschlagbare 2,60€, die man vor dem Verlassen an der Kasse zahlt.

Vom Castel Vecchio und dem direkt danebengelegenen Arco dei Gavi, einem römischen Ehrenbogen, sind wir weiter zum Ponte Scaligero. Piazza delle Erbe, ein schöner kleiner Marktplatz und das Haus der Julia mit dem wohl berühmtesten Balkon der Literaturgeschichte waren die nächsten Ziele. Leider war der kleine Innenhof an der Casa di Giulietta total überfüllt zu allem Elend hatte ich den Finger vor der Linse beim Fotografieren des Balkons. Zu der Statue der Julia konnte man durch den dichten Wald der Selfiesticks nicht vordringen. Das Haus des Romeo ist sehr unscheinbar und schwer zu finden und befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Piazza dei Signori. Leider war der 84 m hohe Torre dei Lamberti nicht geöffnet.  Santa Maria Antica mit den gotischen Scaliger Grabstätten und Palazzo della Ragione mit der imposanten Treppe Scala della Ragione kann man sich auch ansehen. Die bedeutendsten Kirchen gibt’s gleich im Viererpack. Es gibt ein Ticket für die Chiesa di Sant’Anastacia, den Duomo Santa Maria Matricolare, die Chiesa San Fermo Maggiore und die Basilika San Zeno Maggiore zum Preis von 6€ je Erwachsener. Das Ticket wird dann einfach in jeder Kirche abgestempelt und das Anstellen zum Kaufen entfällt. Lohnt sich auf jeden Fall. In jeder Kirche gibt’s dann auch ein Infoblatt für den Rundgang, das die Altäre und Gemälde genau beschreibt. Wer unbedingt will und denkt er braucht es, kann zu Julias Grab und dem benachbarten Freskenmuseum gehen. Eintritt hier 4,50€. Eine absolute Enttäuschung war für uns der Besuch in der Arena. Für 10€ Eintritt nach endlosem Schlangestehen, kann man sich auf die schmalen Bänke im Innenraum setzen und in unserem Fall beim Aufbau für ein Konzert zusehen. Das war‘s. Viele Bereiche in den Innengängen und der gesamte Innenraum waren gesperrt. Also ich muß das nicht nochmal haben.

Arena Verona

Da wir noch ein paar Sachen sehen wollten und das Museum am Castel Vecchio auch noch auf dem Programm stand, wurde der Aufenthalt um einen Tag verlängert.

Dienstag, 12.04.16 (sehr sonnig und sehr warm)

Dienstagmorgens ist der Verkehr nicht so schlimm wie Montags. Der Bus #33 brachte uns heute zur Porta Borsari. Man kann sogar bis zum Teatro Romano fahren.

Teatro Romano und Castel San Pietro

Von der Haltestelle durch die Porta ist es nur ein kurzes Stück bis zu „unserem Caffé“. Frisch gestärkt ging’s vor dem Museumsbesuch nochmals zu Giulietta. Heute waren außer uns und Giulietta nur noch 4 Chinesen dort. Ich konnte den Balkon ohne Daumen davor und die Statue der Julia ohne Touristen davor ablichten. Mein Tipp – geht früh hin.

Balkon der Giulietta

Die Touristenbusse kommen erst gegen 11:00 Uhr und die Schulklassen auch nicht früher. Wenn man vorhat das Kunstmuseum des Castel Vecchio zu besuchen, sollte man auch diesen Besuch auf den Vormittag verlegen. Man hat dann alle Zeit der Welt um die berühmten Werke von Malern wie Pisanello, Peter Paul Rubens, Tintoretto, Tizian und Tiepolo zu bewundern. Der Eintritt von 6€ für all die Fresken, die Statuen, die Waffensammlung, Gemälde, Gemälde und nochmals Gemälde und dem Rundgang auf dem Wehrgang  ist wirklich jeden Cent wert. Das Fehlen von 17 Bildern wurde von uns nicht bemerkt. Noch völlig erschlagen von den ganzen Eindrücken, haben wir uns auf den Weg zum Teatro Romano gemacht. Links daneben gibt es eine Standseilbahn (Funicolare), die das Etschufer bei der Ponte Pietra mit dem Castel San Pietro verbindet. Leider wird diese im Moment renoviert, soll aber gegen Ende 2016 für 30 Millionen € wieder betriebsbereit sein. Schöne Brücken gibt es auch einige in Verona. Die haben wir auch alle gesehen. Da der Bus auch vom Teatro Romano zurück fährt, haben wir zum Abschluß noch eine ausgedehnte Stadtrundfahrt mit dem Bus #33 gemacht und sind müde und glücklich wieder am Stellplatz angekommen.

Unser Fazit:

Verona ist absolut eine Reise wert. Eine Stadt mit italienischem Flair aber trotzdem sehr unterschiedlich zu den Städten weiter südlich. Es ist weniger hektisch, es wird mehr Rücksicht genommen, sogar ein gefahrloses Überqueren des Zebrastreifens ist hier möglich. Was uns am meisten überrascht hat, sind die vielen Radfahrer in der Stadt. Wenn man alle Museen Veronas besuchen möchte, braucht man locker eine Woche Aufenthalt hier. Der öffentliche Bus als Fortbewegungsmittel ist günstig, pünktlich und dem eigenen Auto vorzuziehen. Doch Vorsicht. Auch während der Woche fährt der letzte Bus aus der Stadt gegen ca. 19:00 Uhr zurück. Den Stellplatz auf dem Agricamping Corte Finiletto würden wir jederzeit wieder nutzen. Die Betreiber sind sehr freundlich und hilfsbereit. Die Sanitäranlage ist immer sauber und in einem guten Zustand. Ver- und Entsorgung vorhanden und nutzbar. Bezahlt wird bei der Abreise. Leider sind im April kein frisches Obst und Gemüse vom dortigen Betrieb verfügbar. Ansonsten wird’s frisch vom Feld verkauft. Wir werden definitiv wiederkommen und sei es nur auf der Durchreise.

Mittwoch, 13.04.16 (sonnig, mit einzelnen Wolken und abends Gewitter)

Nach den normalen Startvorbereitungen (Wasser, Abwasser, Toilette) ging’s gegen 09:00 Uhr endlich los in Richtung Venedig. Wer noch tanken muß, sollte aus dem Campingplatz raus nach rechts fahren und findet dann nach ca. 50 m auf der linken Seite eine Q8 Tankstelle, die problemlos auch mit größeren Fahrzeugen angefahren werden kann. Die Fahrt zum ausgesuchten Stellplatz vor Venedig in Mestre war schnell bewältigt. Sind ja auch nur knapp 120 km.

Der von mir ausgesuchte Stellplatz Venedig Caravan Park San Giuliano machte im Internet einen sehr guten Eindruck. Dieser hat sich schon beim Annähern an den Platz nicht ganz bewahrheitet. Eine schmale Straße auf der die Lkw der Fischer parkten hat die Zufahrt schon erschwert. Dort angekommen, ist auch gleich eine nette Dame aus der Rezeption heraus gekommen und hat mich empfangen. Leider scheint es noch außerhalb der Saison für diesen Platz zu sein, denn es fahren von dort keine Boote nach Venedig und auf dem gesamten Stellplatz ist momentan nur eine einzige Stromsäule in Betrieb. Wenn mein Kabel ausreichend lang sei, könnte ich mich hinstellen, wo ich wollte. War ja auch sonst keiner da. Nur ein Wohnwagen ohne Kennzeichen und arg in die Jahre gekommen stand rum. Für 15€ pro Person würden wir mit Sicherheit auch einen Fischer finden, der uns mit seinem Boot nach Venedig bringt. Und zurück??? Ich habe mich recht artig bedankt und schnell vom Acker gemacht.

Bei der Suche nach dem Stellplatz ist uns ein Schild aufgefallen, welches auf den Camping Venezia Village hinwies. Die Einfahrt liegt etwas versteckt zwischen einer Tankstelle und dem BMW/Mini Autohaus.

camping venezia

Mit diesem Platz kann man eigentlich nichts falsch machen. Mit dem Bus in 10 Minuten in Venedig, gepflegte und topmoderne Sanitäranlagen, ein kleines Schwimmbad, Restaurant/Pizzeria/Bar mit kleinem Laden, große parzellierte Stellplätze und das alles für 18€ inklusive allem, außer WLAN (das kostet 2€ für 24 Stunden). Dazu braucht man nur eine ACSI, CKE oder ADAC Campingkarte und muß bei Abreise in bar zahlen (10 % Rabatt für die Karte und weitere 5 % bei Barzahlung). Die Karte muß aber direkt beim Einchecken vorgelegt werden. Nach dem Einchecken und Hinterlegen eines Ausweises bekommt man ein Holzschild mit einer Nummer, welches sichtbar im Fahrzeug abgelegt werden muß. Ab jetzt können alle Einrichtungen des kleinen, aber feinen Platzes benutzt werden. An der Rezeption bekommt man auch die Tickets für den Bus nach Venedig. Man kann entweder mit dem Bus #5 oder #19 zum Busbahnhof an der Piazzale Roma fahren. Die Tickets kosten 1,50€ und man bekommt für 3€ auch ein Hin- und Rückfahrticket. Die Bushaltestelle ist recht einfach durch den rückwärtigen Eingang des Platzes über einen Fußweg zur Via Orlanda erreichbar. Man sollte vorher an der Rezeption den Code für das elektronische Schloss der Türe erfragen, um sich bei Rückkehr unliebsame Überraschungen und gegebenenfalls auch Umwege zu ersparen. Den Bus nach Venedig erreicht man nach Überqueren der Fußgängerbrücke auf der anderen Seite der Via Orlanda. Ohne weiteren Halt geht es in nur 10 Minuten über die Ponte della Libertà zum Busbahnhof in Venedig. Von dort fahren die Busse auch wieder zurück zum Campingplatz. Es ist der Bus in Richtung Aeroporto Marco Polo di Venezia. Schnell und pünktlich auch hier. Fahrpläne gibt es zusammen mit einem guten Stadtplan beim Einchecken an der Rezeption. Der einzige Wermutstropfen bei diesem Platz sind die vielen hohen Bäume. Die machen einen problemlosen SAT-Empfang recht schwierig. Für manche unter uns ein absolutes Muß, ein guter SAT-Empfang. Auch hier in Venedig werde ich nur unsere persönlichen Eindrücke wiedergeben und nur auf einige Sehenswürdigkeiten eingehen.

Palazzi am Canale Grande 1

Da wir schon früh auf dem Platz waren, haben wir den Nachmittag genutzt und sind mit dem Bus nach Venedig gefahren. Nach kurzer Orientierung ging’s dann auch schon los. Durch das Gassengewirr und über viele der annähernd 400 Brücken wurden heute die Basilica Santa Maria Gloriosa dei Frari, eine der größten Kirchen Venedigs (3€ Eintritt), die Basilica di Dan Marco mit der berühmten Schatzkammer (3€ Eintritt), Chiesa San Fantin, San Rocco, San Polo und mindestens weitere 10 Kirchen besichtigt.

Campanile San Marco  Gondoliere bei der Arbeit

Beim Besuch des Markusdomes muß man beachten, daß dieser nur ohne Rucksack betreten werden darf. Also auf keinen Fall in die Schlange anstellen und hoffen daß man durchkommt. Keine Chance. Jeder Rucksackträger wird gnadenlos aussortiert, mag der Rucksack noch so klein sein. Man hat einen kostenlosen Aufbewahrungsservice eingerichtet, wo man die Rucksäcke deponieren kann. Dieser befindet sich etwas versteckt in einer Seitengasse. Leider gab es heute eine etwa 200 m lange Schlange der Wartenden zum Besuch des Dommuseums. Also vielleicht morgen. Der Canale Grande war natürlich auch ein Ziel und der Ponte Rialto war heute verhüllt. Der wird mal wieder renoviert. Berühmte Plätze wie Piazza San Marco, Campo San Giacomo di Rialto, Campo San Polo und Campo Santo Stefano wurden besucht. Es gibt ein sehr schönes Musikinstrumentenmuseum in der Chiesa di San Maurizio welches sogar kostenlos besucht werden kann. Die Oper konnte man leider nur von außen besichtigen, da heute und morgen Vorstellungen stattfinden. Heute haben wir gefühlt mehr als 50 der vorhandenen Brücken überquert.

Donnerstag, 14.04.16 (bewölkt, Gewitter, leichter Regen)

Nach den kräftigen Gewittern letzte Nacht und anschließendem leichten Regen, hat‘s morgens wieder anständig gekracht. Wir sind trotzdem mit Regenjacke und Schirmen bewaffnet los. Ab 11:30 Uhr kam dann die Sonne raus, bis zu den Schauern um 17:00 Uhr.

Canale Grande mit Chiesa delle Salute

Trotz des Regens war Venedig wieder voll Menschen und anstatt Selfiesticks wurden Regenschirme und Regencapes verkauft. Auch heute ging’s wieder über unzählige Brücken und durch verwinkelte Gassen. Wir haben unsere Tour im Stadtteil Cannaregio, einem typischen Arbeiterviertel begonnen und haben nach einem Frühstück in einer kleinen Bar unseren Weg über das Centro Storico zum Campo di Geremia gefunden. Dort liegt auch die Chiesa San Geremia mit den sterblichen Überresten der Heiligen Lucia von Syracus. Der Platz ist außerdem für die dort stattfindenden historischen Faustballspiele berühmt. Gheto Nuovo und Gheto Vecchio sollte man auf keinen Fall verpassen. Dort findet man eine Welt für sich. Neben koscheren Fleischereien und Restaurants, gibt es Spezialbäckereien, ein Altersheim und 2 Synagogen. In der Chiesa Maria dell’Orto (3€ Eintritt) finden sich neben dem Grab von Tintoretto auch einige seiner Hauptwerke. In unmittelbarer Nähe befinden sich das Wohnhaus von Tintoretto und der Campo dei Mori. Wenn man von Cannaregio nach Castello am Wasser vorbei spaziert, hat man eine sehr gute Sicht auf die Toteninsel San Michele, die noch heute als Friedhof von Venedig genutzt wird und momentan erweitert wird. Weiter ging’s im Stadtteil Castello mit dem Campo di Santi Giovanni e Paolo mit der gleichnamigen Kirche. Sie ist mit über 100 m Länge und 35 m Höhe das größte Gotteshaus Venedigs.

Santi Giovanni e Paolo

Die Chiesa di Santa Maria Formosa befindet sich am gleichnamigen Platz mit vielen kleinen Cafes, der als einer der größten Plätze Venedigs gilt. Ein weiteres Highlight ist der bedenklich schiefe Glockenturm der Chiesa San Giorgio dei Greci im Griechenviertel.

Arsenale mit schiefem Turm

Über den Campo San Zaccaria mit seiner Kirche, geht es zum Arsenale, der ehemaligen Schiffswerft und Waffenfabrik Venedigs. Noch heute werden Teile des Arsenale als Wohnhäuser, vom Militär und der Biennale genutzt. Da es in Venedig 118 Inseln, 3000 Gassen, 177 Kanäle und über 400 Brücken gibt, sind die Häuser einfach durchnummeriert worden. In Cannaregio hatten wir schon bemerkt, daß die Hausnummern immer kleiner wurden und auf dem Weg vom Arsenale zur Parkanlage der Biennale haben wir das Haus mit der Nummer 1 gefunden. Ein sehr unspektakuläres einfaches Wohnhaus.

Venezia Hausnummer 1  Seufzerbrücke

Die Parkanlage der Biennale ist beeindruckend in seiner Vielfalt an Bäumen und Sträuchern, die schöne Wege säumen und die die Venezianer zum Spazierengehen einladen. Von dort fanden wir unseren Weg zurück über die bekannte Riva degli Schiavoni zum Markusplatz. Dort legen bei den Empfängen und wichtigen Events die Boote der Reichen und Schönen an. Obwohl heute das Wetter nicht so gut wie gestern ist, sind sehr viele Menschen unterwegs. Auf den Brücken kommt es regelmäßig zu Staubildungen, auch wegen der vielen Selfiesticks, die ein gefahrloses Weiterkommen fast unmöglich machen. Leid können einem die Menschen tun, die als Kuriere oder Transporteure mit Handkarren in diesem Gewusel unterwegs sein müssen und dann noch die ganzen Brücken mit den endlosen Stufen überqueren müssen. Leider waren die Schlangen an den Museen und am Glockenturm auf dem Markusplatz heute noch schlimmer als gestern. Also auch heute keine Besichtigung. Man muß sich ja noch Ziele für den nächsten Besuch aufsparen. Unser Rückweg zum Busbahnhof an der Piazzale Roma führte uns wieder über unzählige Brücken und Gassen am Campo San Paolo und Campo San Rocco vorbei. Ich glaube wir haben in den gut eineinhalb Tagen mindestens 200 Brücken überquert und die meisten Sehenswürdigkeiten bewundern dürfen.

Unser Fazit:

Auch Venedig ist eine Reise wert. Man sollte allerdings auf die richtige Reisezeit achten. Im Sommer ist es mit Sicherheit voller als jetzt im April. Auch jetzt waren in den Touristen-Hotspots riesige Menschenmengen zu finden. Das Centro Storico und die Gebiete im und um das Ghetto waren fast menschenleer und völlig entspannt zu besichtigen. Außerdem wird eure Nase es euch danken. Ohne Museumsbesuche sollte man für eine entspannte Besichtigungstour auf jeden Fall 2 Tage einrechnen. Wir haben auch Menschen mit Hunden gesehen. Die taten uns leid. Nicht die Menschen – die Hunde. Genauso wie Kleinkinder zu Fuß, sind diese im Gewimmel untergegangen und nur hin und her geschubst worden. Wir werden das auf keinen Fall einem Kind oder Hund antun. Mit Kinderwagen unterwegs zu sein in Venedig ist wegen der vielen Brücken auch kein großer Spaß. Auf jeden Fall sollte man gut zu Fuß sein oder sich mit den sehr teuren Gondeln oder Wassertaxis umher kutschieren lassen. Wir werden in absehbarer Zeit den Campingplatz nochmals aufsuchen, aber nur um das Hinterland auf den ausgedehnten Fahrradwegen zu erkunden. Zum Stellplatz gibt es aus unserer Sicht keinerlei negative Kommentare. Praktisch gelegen, sehr sauber, nettes Personal und dann auch noch günstig für die Nähe zu Venedig.

Freitag, 15.04.16 (sonnig und warm)

Ein schnelles Frühstück in der Bar des Campingplatzes mit Cappuccino und Cornetto war ok. Die Camperservice-Station ist auch mit größeren Fahrzeugen problemlos anzufahren. Zur Wasserversorgung ist eine Zapfpistole vorhanden. Die Entsorgung der Chemietoiletten befindet sich an der Rückseite des Sanitärgebäudes. Wer noch einkaufen möchte, kann dies bei Lidl ganz in der Nähe tun. Man verlässt den Platz durch die recht schmale Ausfahrt und nimmt am Kreisverkehr die erste Ausfahrt (Via Orlanda) und sieht den Lidl nach 600 m auf der linken Seite vor einem Wohnmobilhändler. Wir konnten auf dem Lidl Parkplatz parken.

Unsere Fahrt zum Gardasee führte über die A4 in Richtung Verona/Milano. Heute hat es uns erwischt. Wir stehen ohne Vorwarnung für 45 Minuten vor Verona Süd in einem Stau ohne Chance vorher abfahren zu können. In einem Auffahrunfall mit 4 Fahrzeugen starb eine Frau und zwei weitere Personen wurden schwer verletzt. Auf der A22 in Richtung Brenner ging es dann ohne Verzögerung bis zur Ausfahrt Rovereto Sud und über die landschaftlich schöne Landstraße bis nach Torbole. Dort haben wir uns den als Top-Platz gelisteten Camperstop Torbole ausgesucht. Ohne Navi hätte ich den nie gefunden. Schon die Zufahrt ist abenteuerlich. Man biegt ab in die Via al Còr und kurz vor dem Campingplatz Europa nach rechts in den schmalen Weg. Auch wenn’s so aussieht ist es kein Fahrradweg, sondern die Zu- und Ausfahrt zum Camperstop. Dort muß man recht nahe an die Schranke fahren, da das Kennzeichen gescannt wird und die Schranke öffnet sich. Man kann eigentlich sofort weiterfahren. Es empfiehlt sich aber das Mobil nach der Schranke abzustellen und in aller Ruhe auf Stellplatzsuche zu gehen. Vermeiden sollte man an einem Samstag oder Sonntag anzureisen. Das sind die Tage, wenn Verona und Vicenza ausgestorben sind und sich alle auf den Plätzen am Gardasee treffen. Es gibt Plätze verschiedener Größe, alle mit Stromanschluß und die meisten sogar mit Wasser und Abwasser. Beim Abwasser darf man sich über 2 Einlässe nicht wundern. Einer ist fürs Abwasser, der andere für die Chemietoilette. Das Sanitärgebäude ist zweckmäßig und meistens sauber. Am Wochenende wird’s manchmal problematisch. Da ist der Platz rappelvoll und die Geräuschkulisse dementsprechend. Der Check-In findet hier im kleinen Laden an der Schranke statt. Man braucht nur seine Autonummer zu nennen und den gewählten Platz. Pass wird keiner verlangt, es gibt auch keinen Rabatt. 23€ inklusive allem, auch WLAN werden pro Nacht fällig. Da der Aufenthalt auf diesem Platz eigentlich auf 2 Tage begrenzt ist, muß man bei längerem Aufenthalt alle 2 Tage hin und zahlen. SAT Empfang ist überall möglich, leider gibt es aber viele kurze Plätze. Das Personal im Laden ist sehr freundlich und bemüht sich sehr Deutsch zu sprechen. Infomaterial ist nicht viel vorhanden in der kleinen Rezeption. Dafür kann man mit dem Fahrrad entweder nach Torbole (Stadtausgang Richtung Malcesine) oder nach Riva zur Touristeninformation fahren. Dort gibt’s alles. Auch gute Karten um die Gegend per Rad (bevorzugt Mountainbike) zu erkunden. Was man am ersten Abend sehen konnte, ist der nördliche Teil des Gardasees ein bevorzugtes Ziel der Surfen und Mountainbiker. Hier herrscht immer eine steife Brise aus Nord und Berge gibt es auch zur Genüge.

Torbole von Riva aus gesehen

Samstag, 16.04.16 (sonnig und warm)

Seit gestern Abend wandern Verona und Vicenza aus zum Camperstop. Wir wollen dem heute entgehen und haben beschlossen zum Lago di Cavedine zu fahren. Der kleine See wurde wie auch der Gardasee und die anderen Seen der Gegend während der letzten Eiszeit durch den Rhätischen Gletscher und den Etsch Gletscher gebildet.

Lago di Cavedine Südufer

Laut meiner App Outdooractive sind das ca. 45 km hin und zurück. Die von mir benutzte App Sports Tracker hat am Ende eine Strecke von 48,5 km bei 4275 Höhenmetern angegeben. Wir sind über Arco, Ceniga und Dro vorwiegend über gute Fahrradwege und Schotterpisten zum See gefahren. Zurück ging’s um den See auf der kleinen Landstraße bis Dro und auf den Radwegen zurück nach Torbole. Insgesamt ist die Strecke sehr hügelig mit einem flachen Stück am Anfang und einem steten Auf und Ab im Bereich des Sees. 70 % sind wirklich sehr gute Radwege, 20 % Asphalt auf Hauptstraßen und  10 % Schotterstrecke durch den Wald und die Weinberge der Gegend (ab der Ponte Romano).

Ponte Romano

Es ist eine landschaftlich wirklich schöne Strecke mit teils steilen und langen Anstiegen und einer rasanten Abfahrt nach Dro. Auf der Fahrt von Arco nach Dro kann man speziell am Wochenende die teils wagemutigen Kletterer in den Felswänden entlang der Strecke bewundern. Zu erwähnen sind auch die sehr vielen Rennradfahrer, speziell am Wochenende. Da ist schon ein wenig Vorsicht geboten. Bewundert haben wir teilweise die Radfahrer mit ihren E-Mountainbikes, die uns am Berg einfach stehen ließen. Aber auch wir haben es mit reiner Muskelkraft geschafft. Es wurde aber nicht nur geradelt, sondern auch besichtigt. Los ging’s mit dem Ponte Romano bei Ceniga, einer restaurierten Römerbrücke, die den Fluss Sarca überquert. Auf der Rückfahrt nach der wirklich interessanten und teils sehr rasanten Abfahrt nach Dro wurde Arco besichtigt. Auf dem Burgfelsen in der Altstadt steht die Ruine der mittelalterlichen Burg Arco. Sie ist ein guter Wegweiser und aus Nord und Süd auch schon von weitem zu sehen.

Blick auf das Castello Arco

An der Piazza 3 Novembre steht die schöne Kirche Santa Maria Assunta di Arco. Das Eiscafé am Brunnen ist unbedingt zu empfehlen. Ein unschlagbares Preis-Leistungsverhältnis. Bevor man zum Kloster Serve di Maria kommt, sollte man unbedingt einen Blick auf die Evangelische Pfarrkirche von Arco werfen. Ein wirklich schöner schlichter Kirchenbau, der bei all dem Prunk der katholischen Kirchen aus dem Rahmen fällt.

Anmerkung zum Platz: Im Sanitärgebäude sollte man vermeiden die äußersten Duschen zu benutzen. Hier herrscht spärliches Tröpfeln. Sauber ist es immer noch, obwohl der Platz voll und es Samstagabend ist. Heute Abend hat mir unser freundlicher Nachbar mit dem BB Kennzeichen  die Funktion des zweiten Abwasserstutzens erklärt und mir vehement von einer Wasserentnahme an den benachbarten Wasserhähnen abgeraten. Laut ihm gibt es Menschen auf dem Platz die die Wasserhähne zum Spülen der Chemietoiletten ganz in die Toiletten stecken. Naja, wir haben jedenfalls Wasser genug. Unsere Nachbarn fahren ein Chausson 610 Wohnmobil mit großer Garage und Mittelhubbett. In der Garage ist ein automatisches Fahrradhaltersystem verbaut, das ohne große Probleme ihre beiden E-Mountainbikes aufnimmt. Großes Raumbad, aber nur 2 Schlafplätze und das Bett in der Mitte. Sowas habe ich noch nie gesehen.

Obwohl der Platz schon brechend voll ist, kommen noch mehr Italiener. Da unsere Nachbarn so von Pietramurata, Sarche und den beiden darüber liegenden Seen geschwärmt haben, werden wir morgen nochmals eine ähnliche Tour wie heute machen. Aber es sollte anders kommen. Schon beim abendlichen Spaziergang nach Torbole sind etliche Wolken am Himmel aufgezogen.

Sonntag, 17.04.16 (bewölkt und vormittags regnerisch)

Es kam wie es kommen sollte. Pünktlich morgens begann der Regen. Also haben wir kurzerhand unsere Pläne geändert und wollen heute Riva und Torbole besichtigen.

Wir sind mit Regenjacke und Schirmen ausgerüstet mit dem Rad nach Riva gefahren und waren damit nicht alleine. Nachdem die Räder auf der Piazza Garibaldi abgestellt waren, ging es nach kurzer Orientierung direkt los in Richtung Bastione. Der letzte Rest einer venezianischen Festung aus dem Jahr 1507 thront in etwa 200 Metern Höhe am Berg über der Stadt und ist über einen gepflasterten Weg gut zu erreichen. Von dort hat man an klaren Tagen einen super Blick auf das Alto Garda. Wieder unten angekommen war der leicht schiefe Torre Apponale dran, ein Überrest der mittelalterlichen Stadtmauer auf der Piazza 3 Novembre. Wenn er nicht gerade mal wieder gesperrt ist, soll man auch von hier einen schönen Blick über Riva haben. Ansonsten kann man hier schöne Patrizierhäuser und das Rathaus bewundern. Es sind auch noch mehrere Stadttore erhalten geblieben, wie die Porta San Marco, die Porta San Michele und die als Durchgang zwischen Altstadt und Neustadt benutzte ehemalige Chiesa di San Giuseppe aus dem 13. Jahrhundert. Sehenswert sind auch das verwinkelte Quartiere del Marocco mit den kleinen Gassen und Einkaufsstrassen und Plätze wie der Slargo del Pozzo, ein hinreißend kleiner Platz mit Brunnen, die Piazza delle Erbe, der eigentliche Marktplatz von Riva und die Piazza Catena. Dort sperrte früher eine gigantische Kette den Eingang zum Hafen. Von dort sind es nur noch wenige Schritte zum beeindruckenden Wasserkraftwerk Ponale, welches das abfließende Wasser des oberhalb gelegenen Lago di Ledro zur Stromerzeugung nutzt. Die immer wieder einsetzenden Regenschauer konnten uns trotzdem diesen schönen Tag nicht vermiesen. Riva ist eine bezaubernde Stadt mit sehenswerter Altstadt. Auf der Rückfahrt nach Torbole haben wir uns noch die ganz von einem Wassergraben umgebene mächtige Burg Rocca angesehen. Sie stammt aus dem 12. Jahrhundert und beherbergt heute das Museo Civicio mit naturkundlichen, archäologischen und frühgeschichtlichen Sammlungen.

Festung Rocca in Riva

Den Campingplatz haben wir nicht wieder erkannt. Gähnende Leere soweit das Auge reicht und eine himmlische Ruhe. Verona und Vicenza sind wieder nach Hause gefahren. Es sind nicht mal 30 Wohnmobile übrig geblieben und meistens Deutsche. Vorher haben wir übrigens den benachbarten Campingplatz Europa besichtigt. Die Bilder im Internet versprechen mehr als vorhanden ist. Es ist alles sehr stark in die Jahre gekommen. Die Sanitäranlagen sind schlichtweg eine Katastrophe, aber sauber. Die Plätze sind größer als auf dem Camperstop und teilweise parzelliert. Manchmal sind sehr lange Stromkabel, die auch mal eine Zufahrtsstraße überqueren, notwendig. Der Platz kommt für uns auf keinen Fall in Frage. Im Laufe der Reise wird noch einer dazu kommen.

Montag, 18.04.16 (sonnig, mit Wolkenfeldern und sehr windig)

Da die gestern geplante Fahrt ausfallen mußte, wird sie heute nachgeholt. Wetter passt soweit, es weht nur eine steife Brise aus Nord. Also Gegenwind auf der Hinfahrt. Heute geht’s den bekannten Weg über Ceniga und Dro in Richtung des Lago di Cavedine. Nur fahren wir heute nicht durch den Wald bei der Ponte Romano, sondern ein kurzes Stück auf einer wenig befahrenen Landstraße. Den See lassen wir erst mal rechts liegen und folgen dem gut ausgebauten Radweg entlang der Sarca über Pietramurata bis Sarche di Lasino. Von dort ist es nicht mehr weit zum Lago di Tobolino. Dieser wurde nicht wie der Lago di Cavedine durch die massiven Felsstürze des Monte Brento und des Monte Casale verursacht, sondern durch natürliche Stauung am Abfluß der Sarca. Pietramurata und Sarche sind kleine Städte, die mit dem Rad ruck zuck durchfahren sind. Der Weg entlang des Lago di Cavedine war wie immer sehr reizvoll und nach einer kurzen Pause auf dem schön angelegten Parkplatz am Südende des Sees ging’s wieder auf den ca. 2,5 km langen Anstieg zur rasanten Abfahrt nach Dro. Ein Zwischenstopp in Arco mit Besuch des Eiscafés am Brunnen auf der Piazza 3 Novembre und ein kurzer Halt zum Einkaufen von Brot und anderen Kleinigkeiten bei Lidl in Torbole und wir waren zurück auf unserem Platz. Heute haben wir nicht viele Kletterer sehen können.

Bergsteiger Paradies

Ist ja auch Montag. Dafür waren viele Trainingsgruppen auf dem Rennrad unterwegs. Hier startet ab morgen (19. – 22.04.) der Giro del Trentino mit vielen bekannten Teams, die dieses Rennen als Vorbereitung auf den Giro d’Italia nutzen.  Heute Nachmittag finden des Einschreiben der Teams und die Vorstellung am Casino in Arco statt. Das morgige Mannschaftszeitfahren, das von Astana gewonnen wurde, führt von Riva nach Torbole über knapp 12 km. Der Gesamtsieger war dieses Jahr Mikel Landa vom Team Sky. Es war schon interessant diesen Aufwand für nur ein Rennen der 2. Kategorie zu sehen. Sämtliche Hotels in Arco, Riva und Torbole waren von den Teams und deren Tross belegt. Wir werden uns auf jeden Fall morgen früh vor Beginn des Spektakels vom Acker machen. Nachmittags sind in und um Torbole alle Straßen gesperrt.

Unser Fazit:

Der nördliche Teil des Gardasees ist ein Eldorado für Surfer aller Art, Segler, Kletterer und Fahrradfahrer, wobei die meisten Strecken am besten mit einem Mountainbike zu bewältigen sind. Uns hat es sehr gut hier gefallen, wir werden auf jeden Fall wiederkommen und würden auch wieder auf den Stellplatz Torbole gehen.

Dienstag, 19.04.16 (leicht bewölkt, windig, nachmittags sonnig und warm)

Nach den üblichen Startvorbereitungen wie Abwasser, Frischwasser und Toilette ging’s um 08:45 Uhr los in Richtung Bardolino. Ursprünglich hatten wir vor nur bis Malcesine zu fahren. Das sind nur 15 km von Torbole. Wir wollen uns die Gegend ansehen und entscheiden ob wir bleiben oder gleich weiterfahren. In Malcesine wollten wir mit dem Boot über den See nach Limone fahren und mit der Seilbahn hoch zum Monte Baldo. Wir haben uns aber dann doch entschlossen weiter nach Bardolino zu fahren. Malcesine kann man auch beim nächsten Mal Gardasee besuchen. Das waren dann auch nur etwa 45 km auf der gut zu befahrenden Gardesana am Ostufer des Sees. Leider hat unser Navi uns bei der Suche nach dem geplanten Camping San Nicolo durch eine Einbahnstraße in Richtung Marktplatz und Fußgängerzone geschickt. Es folgten uns noch 2 junge Deutsche mit einem gemieteten Wohnmobil. Nach kurzer Beratung und Besichtigung der Umgebung wurde ganz italienisch etwa 100 m in der Einbahnstraße zurück gesetzt und dann durch sehr schmale Gassen und mit viel Vor und Zurück um enge Abbiegungen wieder die Hauptstraße erreicht. Die Beiden haben wir anschließend nicht mehr gesehen und sind wieder zurück zum Ortseingang um auf dem Camping La Rocca einen Platz zu suchen. Leider haben wir durch den ganzen Stress nicht die sonst übliche Ruhe besessen und haben uns den erstbesten und wie wir glaubten für uns passenden Stellplatz ausgesucht. Nach dem Einchecken an der Rezeption nahm das Chaos seinen Lauf. Der Platz sah eigentlich gut aus, war aber total schief wie sich später herausstellen sollte. Selbst mit 2 Auffahrkeilen und mehreren Brettern war nichts zu machen. Annähernd gerade standen wir nur wenn wir ca. 2 m nach hinten standen. Dann ragte aber unser Heck ca. 1 m in die Straße. Also einen neuen Platz gesucht. In der ersten Reihe waren noch 2 relativ ebene Plätze mit Meerblick frei.

Promenade vor Campingplatz

Wir haben uns dann für einen entschieden und bei der Rezeption die Änderung angegeben. War kein Problem, nur 4 € pro Tag teurer. In diesem Moment war der ganze Gardasee Scheiße. Erst die Fußgängerzone, das Herumkurven in der Altstadt, die unebenen Plätze und dann unsere Ungeduld beim Aussuchen des Stellplatzes. Birgit hat später weiter oben beim neuen Sanitärgebäude noch einige schöne Plätze gefunden. Das wird uns nicht wieder passieren. Es gab aber auch einige sehr halsbrecherische Aufbauten anderer Camper, die die Stützen ihrer Wohnwagen mit selbst gebauten Steintürmen unterbauten. Der Aufbau ging uns mal wieder sehr schnell von der Hand und so konnten wir am Nachmittag einen Spaziergang nach Bardolino machen. An der Strandpromenade entlang ging es zur Altstadt, die wir heute ja schon mal aus dem fahrenden Womo gesehen haben. Bardolino besteht aus schönen Einkaufsstraßen, vielen Cafés, Restaurants und Pizzerien.  Auch der kleine Hafen ist sehenswert. Die Kirche San Severo in der Altstadt sollte man sich unbedingt ansehen. Sie steht auf einer langobardischen Krypta aus dem 8. Jahrhundert und man kann innen die Ausgrabungen der verschiedenen Baustufen sehen. Die Pfarrkirche der Heiligen Nicolo und Severo mit den vier hohen Säulen am Eingang kann man nicht übersehen und ist innen wie außen sehenswert. Da das WLAN am Platz sauteuer ist, haben wir uns entschlossen für die geplante Nordkappfahrt einen mobilen Router zu kaufen. Den haben wir jetzt auch bekommen (einen Huawei E5330 3G Mobile Wifi Hotspot Router mit einer Aldi Talk Sim mit der Option EU Internet Paket 150) und auch direkt zuhause ausprobiert. Funktioniert tadellos. Weiteres dazu auf der Nordkappfahrt. Wieder zurück haben wir unsere Nachbarn kennengelernt. Ein sehr nettes Ehepaar aus Bayern mit Paula, einer Flat-Coated Retriever Hündin. Die hat uns danach jeden Tag besucht und ihre Streicheleinheiten abgeholt. Unser Nachbar hat uns erzählt, daß sie schon seit Jahren nach Bardolino kommen und der La Rocca wohl der beste Campingplatz hier sein soll. An der Strandpromenade sind die Plätze wirklich wie an einer Perlenschnur aufgereiht. Auf dem La Rocca zahlt man für einen Stellplatz mit Seeblick stolze 27,80 € inklusive allem, außer WLAN. Trotzdem ist es am Gardasee jetzt doch wieder schön.

Mittwoch, 20.04.16 (sonnig und warm)

Leider sind die heute Morgen auf dem Platz gekauften Cornetti und Brötchen ziemlich geschmacklos. Seien wir ehrlich – der Lidl kann das in Italien besser.

Heute sind mal wieder die Räder an der Reihe. Wir sind zuerst an der Promenade in Richtung Garda gefahren und dann am Strand lang bis es nicht mehr weitergeht zur Punta San Vigilio. Auf dem Weg zurück nach Garda kommt man an einer Reihe von Villen und Hotels, versteckt hinter hohen Hecken und Mauern, direkt am See vorbei.

Villa bei Garda

In Garda wurde noch die Pfarrkirche Santa Maria Maggiore besichtigt. Sie ist aus dem 10. Jahrhundert und wohl eine der ältesten Kirchen am Gardasee. Sehenswert ist neben dem Inneren auch der schöne Kreuzgang mit seinen Fresken. Berühmt ist Garda außerdem für seine teils überbauten Gassen und den Palazzo dei Capitani am Hafen.

Bögen Altstadt Garda

Zurück über Bardolino haben wir uns auf den Weg nach Peschiera gemacht. Unterwegs in Lazise war Markttag. Mord und Totschlag und wir mußten die Räder durchs Getümmel schieben. Ohne Halt ging es weiter bis nach Peschiera. Eine schöne, schon etwas größere Stadt mit einer kleinen Altstadt und einer alten Artilleriefestung. Die Kanäle erinnern ein wenig an Venedig.

Kanal in Peschiera

Auch hier gibt es im Hafenbereich sehr viele Campingplätze. Beim Besichtigen der Pfarrkirche haben wir Nachbarn vom Stellplatz in Torbole getroffen. Die stehen jetzt in Lazise. Auf dem Rückweg passiert man zwischen Gardaland und Movieland den Ort Pacengo. Außer einem kleinen Yachthafen und einem öffentlichen Badestrand gibt es hier zahlreiche Campingplätze, die aber hauptsächlich von Dauercampern belegt sind. Lazise ist eine Stadt, die einem gefallen kann. Mit der sehr gut erhaltenen Stadtmauer mit Stadttoren, der breiten Strandpromenade, der Scaliger Burg und den Kirchen San Nicolo und Santi Zeno e Martino mit schönen Deckenmalereien gibt es einiges zu sehen. Bei einer kleinen Pause im Park an der Stadtmauer haben wir die Nachbarn aus Torbole zum zweiten Mal, aber nicht zum letzten Mal gesehen.

Stadtmauer Lazise

Zum Glück war der Markt nachmittags vorbei und der Rückweg nach Bardolino schnell bewältigt. Insgesamt war diese Strecke 48,6 km lang bei minimalen 300 Höhenmetern auf 40 % Asphalt und 60 % Schotter, Sand und unbefestigten Waldwegen. Teilweise im Bereich Pacengo sehr abenteuerlich. Dieser Abschnitt ist stellenweise nur was für Mutige. Es gibt nur 2 Alternativen. Entweder das Rad über den Sandstrand zu schieben oder auf sehr schmalen Betonpodesten mit Gegenverkehr zu fahren. Wir haben die waghalsige und schnellere Variante gewählt. Insgesamt ist die Strecke aber wirklich reizvoll zu fahren mit sehr viel Abwechslung.

Im Gegensatz zum alten Sanitärgebäude mit teilweise tröpfelnden Duschen ist das neue Gebäude wirklich top. Abends haben wir noch das Schwimmbad gesucht, welches sich auf der anderen Straßenseite befindet. Clever ist der Tunnel unter der Gardesana. Der Weg zum Schwimmbad ist mit kleinen Kindern doch recht beschwerlich und so wie es aussieht eher für die Bewohner der verschieden großen Maxicaravans auf dem Berg beim Schwimmbad gedacht.

Donnerstag, 21.04.16 (leicht bewölkt, sonnig und warm)

Der heutige Plan sah vor mit dem Schiff nach Sirmione zu fahren. Los ging’s um 08:55 ab Hafen Bardolino und zurück um 14:21 Uhr. Wir sind mit den Rädern nach Bardolino zum Hafen gefahren und haben sie am Fahrradständer in der Nähe der örtlichen Polizeistation festgemacht. Nachdem der Schalterbeamte endlich mit seinen Vorbereitungen zum Kartenverkauf fertig war, gab’s auch für uns die Karten nach Sirmione zum Preis von je 19,60 €. Außer uns ist in Bardolino niemand eingestiegen. Am ersten Halt in Garda war das schon anders. Dort ist das kleine Schiff dann doch schon etwas voller geworden. Ich möchte nicht wissen wie es hier im Sommer zugeht. Entweder größere oder mehr Schiffe. Bis zum Hafen in Sirmione waren wir eine gute Stunde unterwegs. Die Aussicht war super, und draußen zu sitzen war aufgrund der Temperaturen so früh am Morgen nicht lustig. Aber auch von innen hat man eine super Aussicht. Die Grotten des Catull konnte man sehr gut sehen, da wir sehr dicht an der Felsenküste vor Sirmione vorbei gefahren sind. Bevor ich hier schildere was man alles sehen kann in Sirmione, noch eine kurze Anmerkung zur geplanten Rückfahrt. Fahrpläne zu lesen ist manchmal nicht einfach und bei italienischen Fahrplänen erst recht nicht. Wir haben uns mit unseren Besichtigungen beeilt, um wie geplant das Schiff um 14:21 Uhr zurück nach Bardolino zu erreichen. Leider fahren die Schiffe in der Vorsaison nicht so oft. Ab 13:45 Uhr standen sehr viele Leute am Anleger. Wie ich (und nicht nur ich) den Plan gelesen hatte, fuhren 2 Schiffe in unsere Richtung. Das erste um 13:55 Uhr nach Garda und unseres um 14:21 Uhr über Lazise nach Bardolino. Hier haben wir übrigens die Nachbarn aus Torbole zum dritten Mal getroffen. 13:55 Uhr war vorbei und es ging auf 14:20 Uhr zu, aber kein Schiff in Sicht. Zwischendurch war ich mal am Anleger um nochmals den Fahrplan zu checken. Keine Änderung. Als um 14:25 Uhr noch immer kein Schiff da war, ist Birgit los um den Fahrplan zu studieren. Und siehe da, sie hat oberhalb der Abfahrtszeit ein klitzekleines A in einem Kreis gefunden. Das war mir und vielen, vielen anderen ehrlich gesagt überhaupt nicht aufgefallen. Dieser Hinweis bedeutet aber leider, daß die so markierten Schiffe nur in der Zeit vom 23.04. bis zum 17.05. verkehren. Also erst ab Samstag. Unser nächstes Reguläres wäre demnach erst um 16:54 Uhr gefahren. Das der ehemaligen Nachbarn sogar erst um 17:15 Uhr. Das ist eine verdammt lange Wartezeit. Die haben die Nerven verloren und sind weg. Wir haben sie auch nie mehr gesehen. Auf dem Plan habe ich gesehen, daß um 14:31 eine Schnellfähre nach Garda fährt. Ich bin dann schnell zum Schalter, da die Schnellfähre schon fast abfahrbereit war, und habe freundlich gefragt ob ich unser Rückfahrticket gegen eins der Schnellfähre umtauschen könnte. Der Schalterbeamte hat dann per Funk bei der Fähre nachgefragt ob noch Platz sei und mich mit einem freundlichen „ a bordo, presto“ ohne Aufschlag zu zahlen zur Fähre geschickt. Wir sind dann noch gerade vor Abfahrt an Bord gekommen. Leichte Verwirrung herrschte an Bord, da unser Ticket bis Bardolino und nicht Garda ausgestellt war. Nachdem wir die Situation erklärt haben, war aber alles gut. Abfahrt 14:45 Uhr und Ankunft in Garda 15:00 Uhr. Wir am Hafen in Garda, die Räder am Hafen in Bardolino. Also sind wir zu Fuß die knapp 2 km bis zum Campingplatz gelaufen und haben erst mal eine Kaffeepause eingelegt. Anschließend sind wir zu Fuß zum Hafen von Bardolino gelaufen und haben die Räder geholt. Das alles war längst vor Abfahrt „unseres“ Schiffes in Sirmione erledigt. Also Augen auf und auch immer auf die Fußnoten und das Kleingedruckte auf den Fahrplänen achten.

Jetzt zu Sirmione. Das ist eine bezaubernde kleine Stadt mit einer schönen Altstadt, die durch die engen Gassen mit vielen Boutiquen, Antiquitätenläden, Cafés und Restaurants geprägt ist. Die Scaligerburg aus dem 13. Jahrhundert sollte man auf jeden Fall besichtigen. Der Eintritt von 4 € lohnt sich. Man hat eine traumhafte Aussicht von den Wehrgängen und besonders von dem 47 m hohen Mastino-Turm auf die Altstadt und die ganze Umgebung. Das große Hafenbecken innerhalb der Ringmauer bot früher der Gardasee Flotte Schutz.

Scaligerburg Sirmione

Die benachbarte Kirche Santa Anna della Rocca ist wirklich unscheinbar aber innen sehr reizvoll. Auf dem Weg zu den Grotten des Catull kann man die Kirche Santa Maria Maggiore besichtigen. Außen recht schlicht gehalten aber mit schönen Schnitzereien im Inneren. Der schöne Bogengang mit einem alten römischen Meilenstein als Säule befindet sich auf der Westseite der Kirche. Leider sind vom Kloster und der Kirche San Salvatore nur noch Fragmente übrig. Es wird aber immer fleißig gegraben. Wir sind, eigentlich entgegen unserer Art, vielleicht aus Bequemlichkeit, wie die Lemminge hinter der Meute her am Strand auf der Ostseite in Richtung der Grotten gelaufen. Man kommt zwar wirklich hin, aber nur bis unterhalb an der senkrechten Felsenküste und es gibt keinen Weg hoch. Im Nachhinein haben wir uns über die vielen Leute gewundert, die uns entgegen kamen. Auf jeden Fall haben wir so ein kleines Felsenbecken gefunden, in dem schwefelhaltiges heißes Wasser noch oben gelangt. Der Gestank war atemraubend und wir haben uns dort nicht aufgehalten. Trotzdem saßen viele Menschen in diesem Becken mit den Füßen im warmen Wasser. Wir sind dann zurück zum Hauptweg um zu den Grotten zu kommen.

Grotten des Catull

Bei den Grotten des Catull handelt es sich um die Überreste einer römischen Villa aus dem 1. Jahrhundert, die angeblich dem römischen Dichter Catull gehört haben soll. Man ist sich da immer noch nicht einig. Da man das gesamte Gelände der Ausgrabungen und auch das benachbarte Museum besichtigen kann, sind die 6 € Eintritt gut angelegt. Diese Villa hatte wirklich beachtliche Ausmaße und war zu seiner Zeit mit Sicherheit eine architektonische Meisterleistung. Auf dem Weg zurück zum Hafen kommt man unweigerlich an der Villa vorbei, in der die berühmte Opernsängerin Maria Callas 10 Jahre lang gelebt hat.

Unser Fazit:

Sirmione sollte man auf jeden Fall besuchen. Unserer Meinung nach aber wie bei allen anderen Orten am Gardasee, nicht unbedingt im Sommer. Schon jetzt gegen Ende April war Sirmione voll mit vielen deutschen und italienischen Schulklassen und vor allem Rentnerbussen. Die Besichtigung der Grotten des Catull war interessant, wer aber in Pompeji, Herculaneum oder Ostia Antica war, hat besser erhaltene römische Gebäude gesehen. Das Museum mit seinen Grabungsfunden ist auf jeden Fall sehenswert. Ansonsten wie überall am Gardasee viele Läden mit touristischen Artikeln. Was uns noch aufgefallen ist, ist die immense Anzahl an Olivenbäumen. Und nicht nur hier sondern fast überall am Gardasee. Die 1500 Olivenbäume im Gebiet der Ausgrabungen sollen die ältesten am Gardasee sein und es wurde ein spezielles Projekt gestartet diese zu erhalten.

Freitag, 22.04.16 (leicht bewölkt und windig, nachmittags heiß und kein Wind)

Nach den üblichen Startvorbereitungen ging’s um 08:40 Uhr los in Richtung der Westküste des Gardasees. Auf dem Stellplatz in Torbole hat uns eine nette Frau mit Border Collie Mischlingshündin den Camping Piantelle in Moniga di Garda empfohlen. Dort soll es den schönsten Strand des Sees geben. Wir waren unterwegs noch bei Lidl in Lazise die Vorräte auffüllen. Dort war das Einkaufen relativ schwierig, da der Parkplatz sehr schmal ist. Ich konnte das Womo aber in der Zufahrt hinter geparkten Autos abstellen und bin dann auch dabei geblieben. Hier im südlichen Teil des Gardasees werden die Lidl Geschäfte und die Parkplätze immer kleiner. Nach einem kleinen Umweg (unser Navi ist nicht mehr das Neueste und einige Straßen noch nicht drauf – man sollte immer in Richtung Brescia, Salò fahren) sind wir nach nur 48 km Fahrt auf dem Camping Piantelle angekommen. Wir wurden sehr freundlich empfangen und ausgerüstet mit einem übersichtlichen Platzplan sind wir los, uns den perfekten Platz zu suchen. Der große Campingplatz ist terrassenförmig in Richtung See angelegt und in der Nähe der Rezeption befinden sich Stellplätze auch für ganz große Wohnmobile. 4 teils veraltete Sanitärgebäude sind über den Platz verteilt, der aber zur Hälfte aus Mobilhomes besteht. Wir haben uns für den Platz #142 entschieden.

Platz 142

Ein Eckplatz mit Meerblick in einer Reihe mit nur 3 Plätzen. Mit CKE Rabatt zahlen 2 Erwachsene mit Wohnmobil inklusive allem, auch WLAN in der Nebensaison nur 19 € pro Nacht. Heute wurde zum ersten Mal dieses Jahr die Markise ausgefahren, da es in der Sonne doch schon relativ heiß war. Nachmittags gab’s noch einen Spaziergang auf der Strandpromenade in Richtung Hafen. Das sind nur etwa 1,5 km und geht auch danach nicht weiter. Es gibt noch einige Campingplätze, aber keiner kommt an unseren heran. Der Platz füllt sich, speziell die Mobilhomes, da am Montag hier in Italien Feiertag ist. Der 25. April ist der Jahrestag der Befreiung Italiens (Liberazione).

Samstag, 23.04.16 (bewölkt, nachmittags sonnig und warm)

Da es in diesem Bereich des Gardasees so gut wie keine Radwege gibt, ging unsere heutige Fahrt über öffentliche Straßen, die aber trotz Verkehr sehr gut zu befahren waren. Wir sind über die Strandpromenade nach rechts bis zum Ende gefahren und dann hoch zur Hauptstraße. Diese führte uns stetig bergauf in Richtung Padenghe. Dort befindet sich ein mittelalterliches Kastell, welches noch heute zum Teil bewohnt ist und deswegen nicht besichtigt werden kann. Von hier oben hat man aber einen schönen Ausblick auf Desenzano und Sirmione. Desenzano erreicht man am besten, wenn man über Lido di Lonato fährt und dann den kombinierten Rad- und Fußweg bergauf benutzt. Auch Desenzano hat eine Menge zu bieten. Da wäre die schöne Altstadt mit dem Dom Santa Maria Maddalena, mit vielen Gemälden berühmter Maler, wie zum Beispiel von Tiepolo. Die Villa Romana, mit seinen Ausgrabung (Eintritt 4 €) gilt als eines der wichtigsten Zeugnisse spätantiker Bauweise in Norditalien. Leider war das Castello mit dem archäologischen Museum wegen Renovierung geschlossen (Eintritt 3 €). Rund um den alten Hafen finden sich viele Einkaufsstraßen, schöne Plätze und kleine Parks.

Alter Hafen von Desenzano

Wir sind dann noch weitergefahren bis Rivoltella, wo die Seepromenade endet. Dort ist außer einigen Hotels und Pensionen nichts Besonderes zu finden. Desenzano besitzt übrigens neben Peschiera als einzige Städte am Gardasee einen Bahnhof. Nach einem ausgedehnten Stadtbummel ging’s auf die Rückfahrt nach Moniga. Ein stetiges bergauf und bergab und heute am Samstag sehr viele Rennräder unterwegs. Trotz des Fehlens von Radwegen und dem Verbot die Strandpromenade als Radweg zu nutzen, doch ein guter Tag mit vielen interessanten Eindrücken und einer schönen Tour über knapp 35 km mit 1735 Höhenmetern. Leider sollte man diese Tour mit kleineren Kindern oder einem Fahrradanhänger vermeiden.

Nachts hat uns der Donnergott mal wieder mit viel Regen und Getöse heimgesucht.

Sonntag, 24.04.16 (leicht bewölkt, am Nachmittag Gewitter und Regen)

Trotz des drohenden Regens haben wir heute zur Abwechslung mal eine Radtour geplant. Wir wollen nach Salò. Also in die andere Richtung. Diesmal Richtung Norden. Auch hier keinerlei Überraschung. Keine Radwege. Dafür eine sehr abwechslungsreiche Fahrt auf öffentlichen Straßen mit teils steilen Aufstiegen und rasanten Abfahrten. Wir sind durch das historische Zentrum von Moniga in Richtung Manerbe gefahren. Die Stadt mit seiner Burgruine wurde umfahren und weiter ging’s über Lido di Manerbe bis San Felice del Benaco. Von Porto San Felice hat man einen wunderbaren Blick auf die größte Insel im Gardasee. Mit seinen 10 Einwohnern ist die Isola del Garda heute im Besitz der Familie des Grafen Cavazza. Von Porto San Felice ist es auch nicht mehr weit bis Salò. In der Innenstadt herrschte der üblich dichte Sonntagsverkehr und so sind wir auf die Strandpromenade ausgewichen, wo die Räder allerdings geschoben werden müssen. Auf dem Weg zum Hafen kann man an der Promenade eine Reihe von imposanten Palästen und Arkaden bewundern. Heute fanden wegen des Feiertags morgen ein Blumenmarkt und zahlreiche Konzerte statt. Den Dom Santa Maria Annunziata sollte man schon wegen der Fußbodenmosaike besuchen. Nach einem kurzen Halt am Friedhof von Salò, der wie die meisten italienischen Friedhöfe sehr schön gestaltet ist, haben wir uns noch den Stellplatz vor Salò angesehen. Er liegt an der Hauptstraße in Richtung San Felice und bietet für den Preis von 15 € gar nichts. Auf dem Schild wird zwar mit einem Sanitärgebäude geworben. Dieses ist aber wegen des schlechten Zustandes geschlossen. Keiner Ver- oder Entsorgung und Campingverhalten ist strengstens untersagt. Der Stellplatz La Spiaggia ist auf jeden Fall die bessere Wahl.

Heute haben wir mal richtig Gas gegeben, da ein Gewitter aufzog und sich unser Regenschutz in Grenzen hielt. Es ist eine sehr schöne Strecke, abseits von Radwegen und mit stellenweise sehr anspruchsvollen Anstiegen. Wir halten es für empfehlenswert für Familien mit großen Kindern und ohne Anhänger. Insgesamt waren wir ca. 45 km unterwegs mit etwa 2300 Höhenmetern. Wir haben es gerade noch vor dem Gewitter zurück geschafft und dann hat‘s die ganze Nacht gedonnert und geregnet. Morgen soll es nun doch trotz des Feiertages weiter zum Lago Maggiore gehen. Es ist kälter geworden. Zuhause hat sogar geschneit und wir haben zum ersten Mal die Gasheizung gebraucht. Unsere Sat Anlage hat übrigens ein Eigenleben entwickelt. Etwa 3 Stunden nach Abschalten des Fernsehers fährt die Antenne automatisch ein. Es handelt sich um eine Alden Platinum AS4 85 mit SSC Steuermodul. Dieses wurde letzten Herbst auf Garantie getauscht, da es sich plötzlich entschlossen hatte, den Dienst einzustellen. Nach der Rückkehr habe ich mit einem sehr netten und kompetenten Alden Techniker das Problem in Angriff genommen. Daß wir den Receiver und das Steuermodul nicht mehr getrennt voneinander ein- und ausschalten konnten, lag ganz einfach an den Werkseinstellungen des Steuermoduls, die wir innerhalb von 1 Minute zu meiner Zufriedenheit geändert haben. Das Problem des automatischen Einfahrens konnte sich der Techniker auch nicht genau erklären. Er ließ mich die 12 Volt Steuerleitung, die die Antenne bei Motorstart automatisch einfährt, abziehen und auch so zu lassen. Eventuell könnte auch der Austausch des Steckers am Zündschalter (Rückruf Fiat Ducato 5956) zu diesem unerwünschten Verhalten der Antenne geführt haben. Auf jeden Fall ist unsere Antenne nach Abziehen des 12 Volt Steckers nicht mehr eingefahren und jetzt nach dem Aufstecken seit 2 Tagen auch nicht mehr. Was immer der Grund war, keiner weiß es, aber alles wieder ok. Ist halt Elektronik.

Unser Fazit:

Die Sanitäranlagen, ob alt oder neu, auf dem Piantelle sind keine 4 Sterne wert. Der Strand ist mit Sicherheit im Sommer total überlaufen, aber schön. Dieser Teil des Gardasees unterscheidet sich sehr stark vom Rest. Kann man besuchen, muß man aber nicht unbedingt. Uns hat’s trotzdem gefallen wegen der abwechslungsreichen Radtouren. Der Camping Piantelle ist ok. Ver- und Entsorgung sind sehr gut anzufahren, direkt bei der Aus- und Einfahrt. Die Ausfahrt durch die Schranke ist etwas eng, besonders wenn andere zum Zahlen direkt vor der Schranke parken.

Montag, 25.04.16 (sonnig und überraschenderweise kalt)

Nach den Startvorbereitungen sind wir heute etwas später als gewohnt erst um 09:30 Uhr los in Richtung Lago Maggiore. Wegen des Regens gestern waren die Startvorbereitungen heute etwas umfangreicher. Nach 248 km Fahrt über die A35 bis Milano und die A8 bis Gravellona Toce und dann weiter über die Uferstraße SS34 bis nach Cannobio. Die Straße ist teilweise recht schmal und viel befahren. Vorsicht sollte man auf jeden Fall vor unübersichtlichen Kurven walten lassen. Der eine oder andere entgegenkommende Schumi schnippelt mal gerne die Kurven und dann kann’s mit einem Wohnmobil schon mal ganz eng werden. Wir dachten später bei der Heimfahrt, daß es ab der Schweizer Grenze bei Brissago besser wird. Teilweise ist das richtig, aber auch da gibt’s verdammt enge Stellen. Ab Locarno dann super zu fahren. Aber dazu später mehr.

Wir hatten uns im Internet den Campingplatz del Sole ausgesucht (hier gibt’s keinen Link von mir). Machte einen guten Eindruck bei 19 € pro Nacht. Es sollte sich als kompletter Reinfall herausstellen. Nachdem die sehr enge und kurvige Zufahrt geschafft war, bin ich rein zur Rezeption und wurde freundlich von einem Mitarbeiter mit Fahne begrüßt. Der hat mir dann auch sofort geraten den Platz #?? zu nehmen, da der auf jeden Fall lang genug für unser Womo sei. Wenn der uns nicht gefiele, einfach woanders hinstellen und später die Nummer angeben. Der zugewiesene Platz lag eigentlich auch ganz schön. Nur die Zufahrtsstraßen waren genauso breit wie unser Womo. Eine endlose Zirkelei später habe ich dann versucht zuerst rückwärts, dann ein wenig quer das Wohnmobil auf den Platz zu stellen. Sogar die Räder habe ich abgemacht, den Fahrradträger eingeklappt und bin mit dem Heck ganz in die Hecke gefahren. Wir ragten noch immer ein gutes Stück in die Straße. Der freundliche Nachbar mit dem gelben Kennzeichen meinte, er hätte diesen Platz letztes Jahr gehabt und ihr Wohnmobil, welches ja so lang wie unseres sei, hätte problemlos drauf gepasst. Leider war es locker einen Meter kürzer als unser Pilote. Naja, dazu habe ich nix gesagt und Birgit ist los um andere Plätze zu suchen. Sie fand im hinteren Teil, lange und schmale Stellplätze, die aber leider so schief waren, daß an ein halbwegs gerades Aufstellen nicht zu denken war.  Nach kurzer Beratung wurden die Räder wieder drauf gemacht, alles eingepackt und der Campingplatz umgehend verlassen. Ging auch alles problemlos von der Bühne. Den Mann mit Fahne hat’s nicht sonderlich gejuckt. Wir sind weitergefahren in Richtung Ortsausgang und an 2 Plätzen vorbei gekommen. Der **Platz Camping Campagna ist es dann geworden. Eine gute Wahl.

Cannobio Blick aus unserem Wohnmobil

Der Platz liegt traumhaft direkt am See, mit guten Sanitäranlagen und ebenen Plätzen. Ist mit 30 € pro Nacht jetzt nicht gerade ein Schnäppchen, aber hier sind die Preise so. WLAN kostet übrigens 1 € pro Tag und Gerät. Nach einer guten Tasse Kaffee war der Ärger verflogen und wir sind los in Richtung Altstadt. An der schönen Strandpromenade finden sich wie überall Cafés, Restaurants, Pizzerien und Eiscafés. Das kleine Eiscafé gegenüber dem Brunnen am Anleger 2 ist wirklich zu empfehlen. Die 3 Kirchen der Stadt (Pfarrkirche San Vittore mit einem romanischen Turm, die Wallfahrtskirche Santissima Pietà und die kleine Kirche Santa Marta) sind sehenswert. Für das Ergänzen der Vorräte steht ein Carrefour Markt am Ende der Strandpromenade zur Verfügung. In der Biglietteria haben wir einen Aushang über eine kombinierte Schiffs-Bahn-Schiffsreise, den Lago Maggiore Express gesehen. Es handelt sich hier um die berühmte Centovalli Bahn von Locarno nach Domodossola. Los geht’s um 08:25 Uhr und zurück ist man, wenn alles klappt so gegen 17:45 Uhr.

Dienstag, 26.04.16 (leicht bewölkt, dann sonnig, mittags wolkig mit einzelnen Schauern)

Heute war frühes Aufstehen angesagt. Die Rundfahrt startet am Hafen an Pier 1 um 08:25 Uhr. Wir sind zum Hafen spaziert und die nette Dame am Schalter hat uns die Karte für 2 Personen im Lago Maggiore Express für 68 € verkauft. Da das Schiff um 08:15 Uhr anlegt und die Besatzung eine 10 minütige Kaffeepause einlegt, hat sie uns geraten auch noch einen Kaffee trinken zu gehen. Außer uns sind in Cannobio noch 3 weitere Paare zu dieser Rundreise mit eingestiegen. Der Preis ist unserer Meinung nach ein absolutes Schnäppchen, da wir zuerst mit dem Schiff in knapp 2 Stunden mit mehreren Haltestellen von Cannobio nach Locarno gefahren sind.

Isole di Brissago

Dort wird nach einem kurzen Marsch zum Bahnhof auf den Centovalli Panoramazug im unterirdisch gelegenen FART Bahnhof gewechselt.

Locarno FART Bahnhof

Diese Fahrt nach Domodossola dauert normalerweise 1:50 h. Nur heute leider nicht. Heute Morgen sind auf der Strecke zwischen Intragna und Corcapolo zwei Centovalli Züge aus noch ungeklärter Ursache frontal zusammen gestoßen. Es wurden 5 Personen leicht verletzt, aber der Zugverkehr auf der betroffenen Strecke eingestellt. Wir wurden mit Bussen vom Bahnhof Intragna nach Camedo gebracht. Die Fahrt mit den Bussen war auch ein interessantes Erlebnis auf den engen Bergstraßen. Leider dauert die Fahrt per Bus etwa 15 Minuten länger als mit dem Zug.

centovalli

Deshalb haben wir unseren Anschlußzug in Domodossola nur noch aus dem Bahnhof fahren sehen und knapp verpaßt. Die 45 Minuten Aufenthalt haben wir genutzt, uns Domodossola etwas anzuschauen. Außer dem Simplonmuseum und dem außerhalb gelegenen Monte Sacro di Domodossola gibt’s nicht viel zu sehen hier. Zudem sind 45 Minuten auch wirklich knapp sich einen Eindruck zu verschaffen. Wir haben uns zur Überbrückung einen wirklich guten und günstigen Espresso (1€) im Bahnhof gegönnt. Weiter ging’s ab hier nach Stresa am Lago Maggiore. Der Zug der Trenitalia fährt weiter bis nach Milano und nach nur 30 Minuten ist man in Stresa. Die vorherige Verzögerung hat uns dann auch den Besuch einer Insel auf dem Lago Maggiore gekostet. Hier hat man die Wahl entweder die Zeit in Stresa zu verbringen bis das letzte Schiff in Richtung Cannobio fährt oder mit einem früheren Schiff noch zu einer der Borromäischen Inseln zu fahren. Da das mit der von uns beim letzten Lago Maggiore Besuch verpassten Isola Superiore auch heute nicht klappt, haben wir uns für die Isola Bella entschieden. Aber knapp 1 Stunde Aufenthalt ist doch auch auf einer so kleinen Insel zu wenig. Wir konnten lediglich die Pfarrkirche San Vittore Martire besichtigen. Für den Palast und die Gartenanlagen sollte man mindestens 2 Stunden einplanen.

Isola klein

Leider fahren in der Vorsaison die Schiffe auch hier, wie am Gardasee nur in größeren zeitlichen Abständen. Unser Schiff, die Italia um 16:05 Uhr ist das letzte, das bis Cannobio fährt. Die Fahrt dauert etwas über 2 Stunden und total erschlagen sind wir im leichten Regen zurück zum Campingplatz gelaufen. Richtig kalt ist es geworden und der Schnee in den umliegenden Bergen ist auch ein gutes Stück weiter nach unten gewandert. Der Espresso auf der Italia ist auch super.

Unser Fazit:

Ehrlich gesagt hatten wir uns vom Panoramazug Centovalli nach all dem Hype, der darum gemacht wird, viel mehr versprochen. Die spektakulären Ausblicke müssen auf dem heute gesperrten Streckenabschnitt liegen.  Ansonsten finden wir, daß die Rundfahrt auf jeden Fall ihren Preis wert ist. Knapp 4 Stunden Rundfahrt auf dem See (nur der Teil unterhalb Stresa‘s fehlte), der Panoramazug und eine weitere Zugfahrt zu diesem Preis – ist auf jeden Fall ok.

Mittwoch, 27.04.16 (leicht bewölkt, aber kalt)

Jetzt stand nur noch die Radtour ins Valle Cannobina aus. Warm angezogen starteten wir auf dem Radweg an der Brücke rechts des Cannobino. Die ersten Kilometer bis zur Kirche Sant‘ Anna in Traffiume sind noch recht einfach zu bewerkstelligen. Wenn man dem kombinierten Rad- und Wanderweg bis zum kleinen See unterhalb der Kirche folgt, muß man die Räder anschließend über Treppen bis hoch zur Kirche tragen. Vom See hat man einen guten Einblick in die Schlucht aus der der Cannobino in den kleinen See mündet. Von dort ging’s dann weiter auf der 631 in Richtung Spoccia. Wir wollten heute bis Malesco zum Ende des Tals fahren. Das wären hin und zurück etwa 55 km gewesen. Es sollte aber anders kommen. Leute macht auf keinen Fall den Fehler und hört auf eure Frau (oder euren Mann) wenn ihr zu der alten und kaputten Hängebrücke an der Kreuzung nach Cavaglio kommt und fahrt über die neue Brücke in Richtung Cavaglio und Gurrone.

Hängebrücke

Bleibt auf der 631 wenn ihr weiter ins Tal wollt. Wenn es auch laut Plan einen Weg von Gurrone nach Spoccia geben soll, glaubt mir und nicht der Karte. Später mehr dazu. Bis Cavaglio war die Straße auch mit normalen Rädern (unsere sind nackte Trekkingräder, also Fitness Bikes von Trek und Centurion) gut zu meistern. Wir haben unterwegs die ungläubigen Blicke der Wanderer und Autofahrer ignoriert und uns noch nichts dabei gedacht. Ab Cavaglio wußten wir warum. Sie Straße wurde noch schmaler, mit noch mehr Löchern und teilweise Steigungen um und über 25 %. Jetzt war Schieben angesagt. Aufgeben und Umdrehen kam zu diesem Zeitpunkt nicht in die Tüte. Nach 1 Stunde mühsamen Schieben waren wir oben in Gurrone angelangt und haben nach einer kurzen Pause den weiteren Weg nach Spoccia gesucht. Leider lässt die Beschilderung in diesem Teil des Piemont sehr zu wünschen übrig. Die Einheimischen kennen sich aus und brauchen keine Schilder und Touristen verirren sich sehr selten hier hin. Zurück zu den Karten. Auf der Karte unten vor Cavaglio war ein Weg oder eine Straße von Gurrone nach Spoccia eingezeichnet. Auf den 3 Kilometern mit 350 Metern Höhenunterschied bis Gurrone hat sich hier einiges getan. Jetzt war die eingezeichnete Straße nur noch ein Wanderweg. Auch gut haben wir gedacht. Die Wanderung nach Spoccia über diesen Weg sollte 1:35 h dauern. Aber nicht mit Fahrrad. Nach etwa 500 m wurde der Weg so schmal und steinig, daß an ein weiteres Fortbewegen mit dem Rad nicht mehr zu denken war. Jetzt war die Zeit gekommen, über ein Aufgeben und Umdrehen nachzudenken. Schweren Herzens haben wir umgedreht und den Rückweg zur Brücke angetreten. Kleine Schisser wie wir schieben auch die steile Abfahrt mit teils halsbrecherischen Kurven von Gurrone nach Cavaglio. Diese Strecke ist wirklich absolut nicht geeignet für ungeübte Abfahrer.

da oben waren wir

da geht's noch hin

Heil unten angekommen, mit einem Zeitverlust von 3 Stunden, sind wir dann weiter auf der 631 über Nivetta nach Lunecco gefahren. An der kleinen Kirche haben wir eine kurze Rast eingelegt und erst dort die aufziehende Schlechtwetterfront bemerkt. Außerdem war die Zeit schon so weit fortgeschritten, daß wir unser Ziel heute auf keinen Fall mehr erreicht hätten. Und heute Abend war Pizzaessen auf dem Campingplatz angesagt. Wir sind dann auf dem schnellsten Weg zurück nach Cannobio und nach dem verdienten Eisbecher an der Strandpromenade ging’s zurück zum Wohnmobil. Es waren dann doch noch 33,9 km mit knapp 4500 Höhenmetern.

Unser Fazit:

Der „kleine“ Schlenker ins Gebirge nach Gurrone hat uns leider zu viel Zeit gekostet um bis zum Ende des Tals zu fahren. Es war aber ein „einmaliges“ Erlebnis in einem Bergdorf zu landen, wo außer dem Förster mit Hund noch 2 deutsche Aussteiger, 3 ältere Italiener und 2 Alpakas wohnen. Es war mal wieder keine Strecke für kleinere Kinder oder den Anhänger am Rad. Wir würden die Tour jederzeit wieder machen, aber diesmal ohne den Schlenker. Die Strecke war gut zu fahren mit sanften Anstiegen, steileren Stücken und dann auch rasanten Abfahrten. Man sollte auf keinen Fall eine zu dunkle Sonnenbrille wählen, um auf den teils schlechten Straßen alle Löcher, speziell bei den Abfahrten zu sehen. Diese Tour war ein gelungener Abschluß der Tour nach Oberitalien. Insgesamt sind wir fast 80 km zu Fuß gelaufen, fast 300 km Rad gefahren bei annähernd 17.500 Höhenmetern. Wer auf den Campingplatz  Campagna kommt, sollte auf jeden Fall einen Besuch in der Pizzeria auf dem Platz einplanen. Freunde der richtigen italienischen Pizza werden nicht enttäuscht werden. Die Antipasti della Casa, die großen Pizzen und der rote Hauswein sind vorzüglich. Mit Wasser und Espressi für unter 40 € für 2 Personen. Empfehlenswert.

Donnerstag, 28.04.16 (leichter Regen in der Nacht, dann bewölkt und später sonnig)

Ohne die üblichen Startvorbereitungen waren wir noch bei Carrefour einkaufen, weil man ja auch zuhause was zu essen haben muß. Abwasser und Wasserversorgung haben wir wieder kostenlos auf der A2 gemacht. Da wir wie geplant unsere Enkel mit zu uns nach Hause nehmen, war ein Zwischenstopp eingeplant um Freitag auf jeden Fall pünktlich zu sein. Es lief mal wieder sehr gut, bis auf ein wenig mehr Verkehr vor Bellinzona, vor Luzern und später in Richtung Zürich. Die geplanten Zwischenstationen in der Schweiz haben wir links liegen gelassen und sind nach Birgits spontaner Superidee auf einen unserer Lieblingsstellplätze zum Wohnmobilpark beim Rhein Camping nach Waldshut-Tiengen gefahren. Den obligatorischen Stau an der Grenze bei Rheinfelden haben wir clever umfahren. Wir sind über die A2 und anschließend die A14 über Brugg nach Koblenz an die Grenze gefahren. Eine super Strecke ohne Stress und Stau. An der Grenze hat sich mal wieder keiner für uns interessiert und der Stellplatz war innerhalb von 5 Minuten erreicht. Leider war unser Lieblingsplatz in der Ecke mal wieder von einem Schweizer belegt. Die Stellplatzgebühr ist von 10 auf 12 € erhöht worden, der Strompreis aber mit 1 € für 2 kwh gleich geblieben. Gepflasterte, ebene Stellplätze in 3 verschiedenen Größen, ein klinisch sauberer Sanitärbereich und das sehr nette Personal an der Rezeption sind eines Top Platzes würdig. Noch immer wechselt der Zahlautomat nicht und man sollte das Geld abgezählt dabei haben. Strom wird mit 1 € Münzen an der Säule gezahlt. Heute haben wir es mal geschafft und waren früh genug hier, um uns die Stadt Waldshut anzusehen. Sehenswert sind die Fußgängerzone, das Obere und das Untere Tor, die  Liebfrauenkirche (ein totaler Kontrast zu den Kirchen in Oberitalien) und die Kapelle zu Heiliggeist.

Freitag, 29.04.16 (sonnig)

Ausschlafen war angesagt, da wir die Enkel erst ab 13:00 Uhr abholen können. Um 11:30 Uhr sind wir los und nach dem Einsammeln der Kinder, dem Tanken an der Leclerc Tankstelle in Marmoutier sind wir endlich um 17:35 Uhr zuhause gewesen.

Gesamtfazit:

Der April ist eine sehr gute Zeit für diese Rundfahrt. Das Wetter ist schon relativ gut (obwohl es zuhause geschneit hat), noch nicht ganz so stabil, aber auf jeden Fall um Längen besser als in Deutschland oder Holland. Die Fahrt zu den von uns gewählten Zielen in Oberitalien und einigen oberitalienischen Seen bietet für jeden Geschmack etwas. Surfer, Segler, Wanderer, Kletterer und Radfahrer sowie Ruhesuchende kommen auf ihre Kosten. Wer Badeurlaub machen möchte oder in den Genuss von Animationen kommen möchte, ist zu früh dran. Trotz der einzelnen Reinfälle bei den ausgewählten Stellplätzen war alles in allem gut bis sehr gut. ACSI und CKE werden in Italien sehr oft anerkannt und führen zu guten Preisen. Die öffentlichen Verkehrsmittel in Verona und Venedig sind wie wir es gewohnt sind in Ordnung. Preiswert und meistens pünktlich. Leider sind die Anzahl der Busse in der Vorsaison am Gardasee und am Lago Maggiore spärlich und die wenigen Schiffe teuer. Alles in allem eine sehr schöne Rundfahrt.

Für die Strecke von 2046 km haben wir 233 l Diesel gebraucht. 11,3 l auf 100 km.

Die Mautkosten in Frankreich und Italien betrugen 69,40 €. In der Schweiz 6,50 CHF Schwerverkehrsabgabe.

Die Übernachtungskosten beliefen sich auf 380 €.